"Das heißt, ich soll das jetzt alles lesen?" Herr M., Mitarbeiter der CDU Parteizentrale war ganz offensichtlich not amused. Wahlkampf, heiße Phase. Er hatte wohl die Hoffnung, wir hätten Verständnis. Hatten wir nicht.
Monatelang haben Eltern, Lehrerinnen und Schülerinnen sich für bessere Bedingungen an ihren Schulen engagiert. Verschiedene Expertinnen haben, ebenso ehrenamtlich und ohne Honorar - wertvolle Beiträge geleistet und Wege aufgezeigt, wie Deutschland nicht nur den Sanierungsstau überwinden, sondern auch zukunftsfähige Schulbauten realisieren könnte.
Die CDU hat sich entschieden, das nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Ihren nicht namentlich gekennzeichneten Beitrag, bestehend aus Textbausteinen des Wahlprogrammes, nehmen wir als Zeichen der Missachtung bürgerschaftlichen Engagements - unwürdig und respektlos.
Das Dokument, das uns als Stellungnahme der CDU/CSU zugegangen ist, lesen Sie hier.
Noch ein Wort zur CSU.
Wir hatten die Partei bereits zu Beginn unserer Kampagne um ein Statement gebeten. Abgelehnt wurde unsere Bitte mit der Begründung, CDU und CSU seien eine Fraktion und man spreche mit einer Stimme.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es zwei Parteien sind, mit jeweils eigener Zentrale, auch in Berlin. Es gibt auch zwei unterschiedliche Wahlprogramme. Und mit Sicherheit wäre das Seehofersche Donnergrollen bis zum Mond zu hören gewesen, wäre die CSU beim "Fünfkampf" der kleinen Parteien zur besten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen außen vor geblieben.
Die CSU ist mehr als eine regionale Splitterpartei. Dass sie Verantwortung übernehmen will für die Bürgerinnen des ganzen Landes, hat sie hier nicht bewiesen.
Darum haben wir gebeten:
"Sie erinnern sich: Im Februar haben Sie als Parteienvertreter den Auftakt gegeben zu unserer Kampagne Einstürzende Schulbauten zur Bundestagswahl.
Jeden Tag ein Blogeintrag, das war unser Ziel, erreicht haben wir es nicht. 222 Tage Lärm vom Valentinstag bis zum Wahltag am 24. September, das ist uns dennoch ganz gut gelungen. Das Thema Schulsanierung ist zum Wahlkampfthema geworden, das Thema Bildung hat im Lauf der vergangenen Monate an Bedeutung gewonnen.
Viele Pressevertretungen haben uns in dieser Zeit kontaktiert, darunter auch Medien aus der Schweiz, Belgien und Großbritannien. Nicht nur die ausländischen Journalisten standen mehr oder weniger ratlos vor der Frage, wie es denn sein könne, dass die Infrastruktur im wohlhabenden Deutschland, und besonders die Schulgebäude, in einem so schlechten Zustand sind. Als deutsche Fernsehanstalt hat die ARD zuletzt das Thema Lehrermangel und kaputte Schulen thematisiert: das Kulturmagazin Titel, Thesen, Temperamente berichtete über den „Bildungsnotstand im Land der Dichter und Denker“.
Eine Mitmach-Kampagne wie die Einstürzenden Schulbauten ist eigentlich kaum planbar. Es ist offen, wer sich zu Wort meldet, mit welchem Fokus, aus welcher Region und mit welchem Bezug zur Schule. Es hängt auch sehr vom Zufall ab, wer auf die Aktion aufmerksam wird und wem wir in diesem guten halben Jahr begegnen würden. Die Offenheit des Formats ist eine große Chance, dazuzulernen. Wir haben sehr profitiert, unser Fazit veröffentlichen wir noch vor den Wahlen.
Uns interessiert: was haben Sie mitgenommen? Was hat Sie beeindruckt, welcher Autor hat Sie besonders überzeugt? Wer hat Ihnen etwas erzählt was Sie noch nicht wussten? Wie ist Ihr Gesamteindruck? Zur Orientierung auf unserem Blog nutzen Sie bitte das Inhaltsverzeichnis oder recherchieren Sie über die Suchfunktion oder in den Kategorien.
Welche sind die Forderungen Ihrer Partei zum Thema Schulsanierung? Was wollen Sie nach der Wahl als allererstes tun? Teilweise, stellen wir fest, gibt es Unterschiede in Ihren Statements vom Februar und den Aussagen in Ihren Wahlprogrammen. Wie ist diese Weiterentwicklung zu erklären?
Natürlich freuen wir uns – ergänzend - auch dieses Mal über Antworten auf Fragen, die wir nicht gestellt haben.
Bitte entscheiden Sie wieder selbst darüber, wer für Ihre Partei ein Statement abgibt."