Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden, auch beim Schulbau nicht. Gute Beispiele gibt es schon viele. Angesichts der Untätigkeit und Phantasielosigkeit der Berliner Verwaltung haben sich engagierte Eltern in Berlin auf den Weg gemacht, um diese Ideen kennenzulernen und nach Berlin zu holen. Sie haben dadurch einen Stein ins Rollen gebracht: Dass es in der Bildungsverwaltung eine Arbeitsgruppe Schulraumqualität gab, die kürzlich ihre Ergebnisse vorgestellt hat (siehe auch unser Vorwort), ist ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken.
Norman Heise, Vorsitzender des Berliner Elterngremiums, denkt nun weiter: "Wir Eltern fordern eine Institution auf Bundesebene als Ansprechpartner – eine Art Kultusministerkonferenz für Schulbau-Themen."
Das klingt nach einer richtig guten Idee.
Berlin kann vieles und vieles nicht. Zum Letzteren gehört auch Bauen – siehe die immer wieder verschobene Eröffnung des neuen Flughafens BER. Auch die Planungswege im Hinblick auf Schulneubauten und Schulsanierung dauern ähnlich lange wie bei dem Flughafen – ein Untersuchungsausschuss wäre auch hier notwendig, um zu evaluieren, wer denn die Verantwortung für den katastrophalen Zustand der Berliner Schulen tragen müsste.
Vorläufer der Einstürzenden Schulbauten war der über viele Jahre wiederkehrende Adventskalender mit Berlins „schönsten“ Schulen. Das brachte das Thema immer wieder ins öffentliche und politische Bewusstsein. Aus der Politik gab es einerseits Verständnis für das Problem, aber auch die Rückmeldung, die Lösung sei „schwierig“ – es sei einfach kein Geld da, Berlin müsse sparen.
Zum Problem des Sanierungsstaus kam dann auch noch die Herausforderung der wachsenden Stadt. Viele Zuzüge und damit auch viele neue Kinder und Jugendliche, die zur Schule gehen müssen. Eine valide Prognose war schwierig zu erstellen, war seitens der Senatsverwaltung nicht machbar bzw. kam viel zu spät. Da der Neubau einer Schule in Berlin von der Bedarfsfeststellung bis zur Schlüsselübergabe 8-10 Jahre dauert, war das plötzlich ein weiteres Problem.
Mit viel ehrenamtlicher Arbeit und Engagement, mit Besuchen in verschiedenen Städten und Institutionen, mit unzähligen Gesprächen und der Organisation verschiedener Veranstaltungen haben wir Eltern bezirksübergreifend im Landeselternausschuss den entscheidenden Beitrag dazu geleistet, in Berlin einen Weg zu ebnen, um Schulneubau nicht nur zu verkürzen, sondern auch grundsätzlich im Sinne einer sinnvollen und zukunftsträchtigen pädagogischen Architektur zu modernisieren.Was der Entscheiderebene in Berlin und allen anderen Städten, Landkreisen, Kommunen und Gemeinden die Arbeit wesentlich erleichtern würde, wäre eine bundesweite Ebene um sich auszutauschen. Für unsere Fragen gab es anderswo schon Lösungen und wir konnten andernorts Empfehlungen und Hinweise geben. Als einzigen Schnittpunkt für dieses Thema haben wir die Montag Stiftung gefunden – hochprofessionell, kompetent, erfahren und hilfsbereit.
Wir Eltern fordern eine Institution auf Bundesebene als Ansprechpartner – eine Art Kultusministerkonferenz für Schulbau-Themen. Ob das jetzt durch eine Förderung der Montag Stiftung, über einen zusätzlichen Ausschuss bei der Kultusministerkonferenz, dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, eine Abteilung beim Bundesbauministerium oder ein Bundes- oder gemeinsam gefördertes Landesinstitut ist, muss hier geklärt werden.
Die gigantische Summe von 32.000.000.000 € als Bedarf für Schulsanierung steht im Raum. Geld, das man nur einmal verbauen kann und dessen Einsatz die Zukunft der Pädagogik für die nächsten 50-70 Jahre beeinflussen wird. Da lohnt es sich, in jedem Fall Kompetenzen zu ergänzen und Synergieeffekte zu nutzen!
Norman Heise
Vorsitzender des Landeselternausschusses (LEA) von Berlin
Der LEA hat sich die vergangenen Jahre sehr intensiv mit dem Thema Schulneubau und Schulsanierung beschäftigt. Diese Bemühungen und die Bemühungen aus anderen Richtungen mündeten am 20.02. in einem innovativen Konzept für die Zukunft des Schulneubaus in Berlin.