"Die Meinungen von Schülerinnen und Schülern in Ihrem Blog sagen sehr viel aus über die Lust, die sie am Lernen haben und die Bereitschaft, ihren Schulalltag selbst gestalten zu wollen", sagt Rosemarie Hein. "Wir alle sollten ihnen zuhören, sie mitentscheiden lassen!"
Beeindruckt war die Bundestagsabgeordnete der Linken auch von den Beiträgen, die auf eine zukunftsfähige Lösung setzen, wie zum Beispiel von Barbara Pampe oder Wolfgang Pabel. "Beide setzen auf flexible Schulgebäude, die sich mit den sich ändernden Herausforderungen und Aufgaben von Bildung mit verändern können."
Dafür würden Schulsanierungen nicht reichen, zumal es inzwischen klar sei, dass auch neue Schulen nötig sind, nachdem in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Schulen geschlossen wurden. 34 Milliarden Euro, sagt Rosemarie Hein zum Ende unserer Kampagne, reichen nicht für die Schulen in Deutschland, "sie sind gerade einmal das Nötigste."
Wer will da widersprechen.
Zunächst erst einmal zu Ihrem Fazit, dass Sie Ihr Ziel der Einträge nicht erreicht haben. Ich erlebe es oft, dass Defizite in der Bildung in den Debatten zu Recht große Aufregung hervorrufen, dann aber bei der Wahlentscheidung kaum eine Rolle spielen. So ist es auch in der Politik. Nicht einmal die Bildungsstreiks vor Jahren haben daran etwas ändern können. Offensichtlich werden die Bildungsprobleme von anderen Fragen überdeckt. Ich halte das für falsch: Fragen der Bildung sind nicht nur Zukunftsfragen, wie man in fast allen Sonntagsreden hört, sondern sie sind von grundlegender Bedeutung sowohl für die Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen.
Gute Bildung zu garantieren ist eine staatliche Verantwortung. Doch dabei versagt der Staat seit Jahren. Das gilt nicht nur für die unzureichende finanzielle Ausstattung des Bildungsbereiches, sondern auch für die notwendige Bildungsqualität. Wenn sich hieran nichts Grundsätzliches ändert, wird die Schule als zentrale Bildungsinstitution gesellschaftlich überflüssig. Schon jetzt setzen viele auf Nachhilfe und private Bildungsangebote. Die können sich natürlich nicht alle leisten und so wird die soziale Schere auch durch unterschiedliche Bildungszugänge immer größer.
Nun hat eine Bankengruppe festgestellt, was wir schon lange sagen: der Sanierungsstau in den Schulen beträgt 34 Milliarden Euro. Das ist etwa die Summe, um die der Verteidigungshaushalt des Bundes in wenigen Jahren aufgestockt werden soll. Gerade einmal ein Zehntel davon hat die Bundesregierung nun für Schulsanierung bereitgestellt. Das zeigt, wo die Prioritäten gesetzt werden.
Doch die Debatten um das fehlende Geld greifen alle zu kurz. DIE LINKE will angesichts des Ausmaßes der Defizite nicht in den Überbietungswettbewerb der Parteien, wer mehr Geld in die Bildung stecken will, eintreten. Schon die benannten 34 Milliarden sind nur ein Teil der notwendigen Kosten. Sie sind gerade einmal das Nötigste. Weitere -zig Milliarden sind nötig, um Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal (zum Beispiel Sozialpädagog*innen) auszubilden und auch einzusetzen, die Ausstattung der Schulen, nicht nur, aber auch mit digitaler Infrastruktur zu sichern, Schülerbeförderung und Lernmittel kostenfrei zur Verfügung zu stellen – wozu auch ein digitales Endgerät gehört, wenn man die Digitalisierung ernst nimmt, usf.
Was mich besonders in Ihrem Blog beeindruckt hat?
Die Meinungen von Schülerinnen und Schülern in Ihrem Blog sagen sehr viel aus über die Lust, die sie am Lernen haben und die Bereitschaft, ihren Schulalltag selbst gestalten zu wollen. Wir alle sollten ihnen zuhören, sie mitentscheiden lassen!
Darüber hinaus haben mich vor allem die Beiträge beeindruckt, die auf eine zukunftsfähige Lösung setzen. So die der Architektin und Mitarbeiterin in der Montag Stiftung, Frau Pampe, und die des stellvertretenden Vorsitzenden des Bundeselternrates, Herrn Pabel.
Beide setzen auf flexible Schulgebäude, die sich mit den sich ändernden Herausforderungen und Aufgaben von Bildung mit verändern können. Dafür werden Schulsanierungen nicht reichen, zumal es inzwischen klar ist, dass auch neue Schulen nötig sind, nachdem in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Schulen geschlossen wurden. Eine vorausschauende Bildungspolitik ist allemal auch langfristig kostengünstiger und pädagogisch sinnvoller als eine Planung in Legislaturperioden und nach Kassenlage. Übrigens: dass die KMK bei der Schülerzahlenprognose nun nur auf die zugewanderten Kinder verweist, ist eine große Mogelei. Schon vor 2015 hat der Bildungsforscher Klemm auf steigende Schülerzahlen aufgrund erfreulich höherer Geburtenzahlen hingewiesen. Das Dilemma war also schon damals absehbar, ebenso wie die wachsende Zahl fehlender Lehrkräfte. Schon 2010 hätte die Bundesregierung die Möglichkeit gehabt, im Rahmen des Hochschulpaktes zu handeln und mehr Lehramtsstudienplätze zu initiieren, so wie wir das vorgeschlagen hatten. Das hat sie aber nicht getan. Also trifft auch die heutige Bundesregierung eine Mitschuld an den fehlenden Lehrerinnen und Lehrern.
DIE LINKE wird sich auch künftig für eine gute Bildung stark machen. Bildung muss wieder Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen werden. Wir treten nicht für einen verschwenderischen Umgang mit Geld ein, im Gegenteil. Wir wollen das Notwendige in die Bildung stecken. Da reichen weder zehn noch zwanzig Milliarden in einer einmaligen Kraftanstrengung, sondern wir brauchen eine dauerhaft bessere Bildungsfinanzierung, die sich am Bedarf orientiert, nicht an der Kassenlage.
Dr. Rosemarie Hein, MdB
Bildungspolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE